Wagner-Regeny, Rudolf (1903-1969) - Neher, Caspar (1897 - 1962)
Die Bürger von Calais. Oper in 3 Akten. Text von Caspar Neher. Klavierauszug mit Text. - Widmungsexemplar der Autoren zur Uraufführung für den Gastregisseur Edgar Klitsch (vormals Intendant in Kassel, Magdeburg und Königsberg) mit dessen Regieeintragungen. - BEILAGEN: ein Protokollzettel vom 14.11.1938 und 07.12.1938 zur Besetzung der Uraufführung mit handschriftlichen Notizen, 1 einzelnes Blatt mit handschriftlichen Notizen zu kritischen Stellen, sowie ein 40seitiges Textheft zur Oper.
Wien, Universal-Edition, 1938
31x23 cm. 225 Seiten. Halbleinenband der Zeit mit montiertem Vorderdeckel der Orig.-Broschur. - Einband leicht beschabt, schwacher Fleck auf Vorderdeckel. Titelblatt mit 6-zeiliger Widmung des Komponisten an den Regisseur vom 7.2.1939, Signatur des Textdichters mit Datierung Dezember 38, sowie eine ausgekratzte, doch noch teilweise leserliche Widmung des Komponisten an den Intendanten Heinz Tietjen, datiert "Berlin, 25.10.1938." - Der Klavierauszug mit zahlreichen Eintragungen des Regisseurs in Bleistift und rotem Buntstift.
Widmungsexemplar (Erstdruck zur Uraufführung) mit kultur- und zeitgeschichtlich interessanter, kurioser Widmungsfolge: Zuerst wurde der Klavierauszug vom Komponisten dem Intendanten Heinz Tietjen mit Widmung vom 25.10.1938 überreicht. Dieser gab dann sein Exemplar an den Regisseur der Uraufführung Edgar Klitsch weiter, der es als Arbeitsgrundlage verwendete. Caspar Neher als Textdichter und Bühnenbildner trug sich mit seinem Autogramm nachträglich im Dezember 1938 ein. Die Uraufführung des Werkes fand am 28. Januar 1939 in der Berliner Staatsoper unter Herbert von Karajan statt. Nach der erfolgreicher Uraufführung schrieb Wagner-Regeny eine Dankeswidmung für den Regisseur. - Ob die oberflächliche Tilgung der Widmung an Tietjen bereits 1939 wegen der Weitergabe des Exemplars an den Regisseur erfolgte, oder vielleicht aus "realpolitischen" Gründen nach 1945 geschah, kann nur vermutet werden. Tietjen war ja durch seine Verstrickung in die nationalsozialistische Kulturpolitik, u.a. als Generalintendant der preußischen Staatstheater und Vertrauter von Hitler, Göring und der Hitler-Verehrerin Winifred Wagner belastet, wurde im Entnazifizierungsverfahren 1947 aber vom Vorwurf "einer nationalsozialistischen Tätigkeit" freigesprochen.