"... für Bayreuth muß man gute, starke Nerven parat haben."
Wolf, Hugo (1860-1903)
Eigenhändige Korrespondenzkarte Wien, 10.06.1897 an Dr. Heinrich Potpeschnigg, Graz über den Tod von Heinrich Merk und einen geplanten Bayreuthbesuch seines Freundes.
Wien, 10.06.1897
EUR 1.600,00
Querformat 9x14 cm, 14 Zeilen, eng beschrieben, Adressseite mit 2 Poststempeln.
Item ID
: 17179
* Spitzer, Hugo Wolf Briefe Bd 3, Nr. 2042; Nonveiller, 1923/ Nr. 211. - An seinen Freund, Förderer und Korrektor, den Grazer Zahnarzt, Pianisten und Komponisten Dr. Heinrich Potpeschnigg (1847-1932): "Lieber Enrico! So ist der arme Merk doch den Weg alles Zeitlichen gegangen. Wohl ihm. Möge ihm die Erde leicht werden. Wir haben einen vortrefflichen Freund an ihm verloren. Daß Du noch immer an Schwindelanfällen laborierst, betrübt mich sehr. Du warst doch bisher immer die personifizierte Gesundheit. Ich meine, Du solltest Dir mehr Ruhe gönnen, alles liegen und stehn lassen und ganz Deiner Gesundheitspflege leben. So kanns ja auf Dauer nicht weitergehn. Vom Hymnus ["Dem Vaterlande"] ist ein Klavierauszug erschienen. Da ich im Besitze zweier Exemplare bin, kann ich Dir auf Wunsch eines überlassen. Schreibe, ob ich Dir ein solches schicken darf. Die Sitze in Bayreuth möchte ich an Deiner Stelle doch benützen. Natürlich mußt Du bis dahin vollkommen hergestellt sein, denn für Bayreuth muß man gute, starke Nerven parat haben. Hoffentlich erholst Du Dich bald und erfreust einmal mit angenehmern Mitteilungen Deinen Dich herzlich grüßenden Hugo Wolf. 10. Juni 897". - Die Todesnachricht "Merk" bezieht sich auf seinen Freund Heinrich Merk, der geistig zerrüttet in Wiesbaden einen Selbstmordversuch verübt hatte, an dessen Folgen er wenige Wochen später starb. Wolf dazu in einem früheren Schreiebn an Potpeschnigg: "Die Nachricht [über den Selbstwordversuch] hat mich furchtbar erschüttert, denn ich hatte immer eine große Vorliebe für den witzigen u. hochbegabten Menschen ... Ich muß offen gestehen, daß Merk bei seinem Besuch, den er mir vor seiner Abreise machte, schon Spuren von Geistesgestörtheit verrieth. Mir fiel damals sein irrer Blick u. sein gänzlich zerfahrenes, zerstreutes Wesen auf. Ich hatte eine Art Furcht vor ihm u. es war mir eigentlich lieb, als er für den Abend abgesagt." (02.04.1897, Vonweiller 189).